Schäferhof-Kattriede
Durch den Gebietsänderungsvertrag zwischen der Stadt Nienburg/Weser und der Gemeinde Leeseringen vom 7. Februar 1974 wurde ein Teil der Gemeinde Leeseringen mit In-Kraft-Treten des Gesetzes zur Neugliederung der Gemeinden im Raum Nienburg in die Stadt eingegliedert. Der in Nienburg eingegliederte Teil der Gemeinde Leeseringen bildet seitdem eine Ortschaft der Stadt mit der Bezeichnung "Ortsteil Schäferhof-Kattriede".
Während der Herrschaft der Grafen von Hoya in Nienburg wurden für die Burgbewohner und -gäste große Mengen von Lebensmitteln benötigt. Zur Erzeugung dieser Lebensmittel wurde vor dem Mühlentor der Burg im Weserbogen ein landwirt- schaftlicher Betrieb eingerichtet und unterhalten, in dem ausreichend Vieh gezüchtet und auch Viehfutter und Getreide produziert wurde. So entstand das "Vorwerk Schäferhof". Der Name "Schäferhof" ist darauf zurück- zuführen, dass überwiegend Schafe gehalten wurden, die den Burgbewohnern nicht nur Fleisch, sondern auch Wolle lieferten.
Nach dem Aussterben der Grafen von Hoya im Jahr 1582 verpachteten die neuen Landesherrn die Hof- und Gebäudeflächen. So entstand eine "Domäne", wie diese Bewirtschaf- tungsform genannt wurde, indem ein Pächter auf eigenes Risiko mit eigenem Vieh staatliche Flächen bewirtschaftete. Beim Erbübergang wurde üblicherweise ein Sohn als Pächter einer Domäne wieder eingesetzt, wenn er eine gründliche landwirtschaftliche Ausbildung durchlaufen hatte.
Die Domäne Schäferhof beschäftigte früher eine große Anzahl Arbeitskräfte, nicht nur Viehhirten und landwirtschaftliche Fachkräfte, sondern auch Handwerker wie Schmied, Stellmacher und Maurer für die Unterhaltung der Gebäude und des Maschinen- und Geräteparkes.Als 1962 die Pachtzeit für die Domäne auslief, wurde nach einem Grundsatzbeschluss der Landesre- gierung, alle Domänen aufzulösen, auch die Domäne Schäferhof nicht wieder verpachtet. Der unter Denkmalschutz stehende alte Domänenhof wurde im Siedlungsverfahren von Berthold Volger erworben, dessen Vorfahren seit mehreren Generationen die Domäne gepachtet hatten. Sechs neue Bauernhöfe wurden errichtet, weitere Flächen dienten der Aufstockung des Grundbesitzes angrenzender Landwirte. Die Stadt Nienburg erwarb ein beträchtliches Gebiet aus dem Domänenareal zur Erweiterung ihrer Trinkwasser-Brunnenfläche. Bereits nach dem 1. Weltkrieg war das "Hohe Wie", die große Grünfläche zwischen dem Freibad und den Köhler-Bergen, aus der Domäne herausgelöst und dem Stadtgebiet zugeordnet worden.
Das Gebiet der früheren Domäne, das trotz der geschichtlichen Ausrichtung nach Nienburg zur politischen Gemeinde Leeseringen gehörte, wurde zusammen mit der Siedlung Kattriede im Rahmen der Gebietsreform der Stadt Nienburg eingegliedert, während der Ort Leeseringen und die Siedlung Nienburger Bruch der Gemeinde Estorf zugeschlagen wurden.
Diesen Gebietszuwachs nutzte die Stadt Nienburg, um ein Gewerbe- und Industriegebiet auszuweisen. Ein landwirtschaftliches Anwesen, das aus dem Domänengebiet Flächen erworben hatte, wurde aufgekauft und die Flächen ansiedlungswilligen Firmen angeboten.Auf Grund einer sehr dynamischen Entwicklung des heutigen Gewerbe- und Industrieparks Süd - Schäferhof bildete sich in diesem Ortsteil ein durch die Bundesstraße 215 verkehrstechnisch sehr gut erschlossener wirtschaftlicher Schwerpunkt für das gesamte Stadtgebiet, der auf Grund seiner Expansion auch die seit 1974 bestehenden Ortsteilsgrenzen in Richtung Nienburg überschritt. Dieser Entwicklung folgend beschloss der Stadtrat im Jahr 2002 durch eine Änderung der Hauptsatzung, die Grenzen des Ortsteils Schäferhof-Kattriede entsprechend anzupassen.
In diesem Bereich befinden sich auch der größte Veranstaltungssaal innerhalb der Stadt und - vorrangig für die jüngere Generation - eine Großdiskothek, die beide über einen Einzugsbereich weit über die Stadt - und sogar Kreisgrenzen hinaus verfügen.
Die Siedlung Kattriede entstand nach dem Ende des Ersten Weltkrieges, als zurückkehrende Soldaten Wohnraum benötigten. Auf Vermittlung des Magistrats der Stadt wurde eine Teilfläche aus der Domäne herausgelöst und den Siedlern als Bauplätze zur Verfügung gestellt. Seit der Gebietsreform 1974 wurde diese Siedlung erweitert durch das Neubaugebiet um die Straßen Driftkamp und Maienhorst.
Der Gebietsänderungsvertrag bestimmt, dass die Belange des Ortsteils Schäferhof/ Kattriede gegenüber Rat und Verwaltung der Stadt durch einen Ortsvorsteher vertreten werden. Am 15. November 2016 bestellte der Rat der Stadt Nienburg/Weser Herrn Waldemar Klein zum Ortsvorsteher, der dieses Amt seitdem ausübt.