Umbau des Gebäudes Lange Straße 31-33 zu einem Ort der Bildung und Kultur
Überarbeitete und optimierte Planungen
So könnte es an der Langen Straße 31-33 in Nienburg aussehen. Für den Umbau der Immobilie sind jetzt die Pläne überarbeitet worden. Im Rahmen einer „Gläsernen Werkstatt“ wurden sie Vertreter*innen aus Politik und Verwaltung sowie einer Runde von Expert*innen vorgestellt. „Es galt, einen Ort in der Innenstadt zu heilen“, so der Architekt Professor Gerhard Kalhöfer. Hatte der erste Entwurf für den 2015 ausgeschriebenen Wettbewerb noch allein das Ziel, eine Heimat für die beiden Einrichtungen Archiv und Bibliothek zu finden, haben sich zwischenzeitlich neue Fragestellungen und Perspektiven im Rahmen der Beteiligung von Bürger*innen ergeben. Ein Wohlfühlort soll entstehen, ein sogenannter Dritter Ort.
Die Fassade zur Langen Straße ist so konzipiert, dass sie bei Festen oder Veranstaltungen geöffnet werden kann. Das Café und die Regale des Kinderbereichs können nach draußen wandern. Zur Sicherung der Medien werden dann im Innern Scherengitter hochgezogen. Die vorher schmuddelige Gasse zur Krummen Straße verändert sich zu einem transparenten Eingangsbereich, der durch das Gebäude leitet und sich nach oben zu einem Verweilort mit prominentem Blick auf das Rathaus und die Martinskirche fortsetzt.
Um Kosten zu sparen, werden Teile des alten Gebäudes genutzt und nur dort neu gebaut, wo es unabdingbar ist. Zur Langen Straße wird der Bestandsbau mit einer Fassade verblendet und der Backsteinarchitektur der Stadt angepasst. Die Planung des Kölner Architekturbüros Kalhöfer & Korschildgen unterteilt das Gebäude in das Vorderhaus mit einem Kinderbereich, einem Café, der Theaterkasse, der Infotheke der Bibliothek und einer Selbstverbuchung. Der Mittelteil wird aufgrund der statischen Gegebenheiten neu gebaut. Ein Atrium sorgt für die Belichtung und Klimatisierung des langgezogenen Baukörpers. Dem Atrium schließt sich ein Multifunktionsraum an, der vielseitig genutzt werden kann. Im rückwärtigen Bereich zur Krummen Straße sind der Lesesaal des Stadt- und Kreisarchivs und das Bartenstein-Archiv untergebracht.
Rund um das Atrium sind im ersten Obergeschoss Lesetische und Bibliotheksregale angeordnet. Im vorderen Bereich reihen sich Medienräume, Lesebereiche, Computer-Arbeitsplätze und Beratungsräume der Bibliothek aneinander. Zur Krummen Straße sind die Büroräume des Archivs, der Museumsbibliothek, des Bildarchivs des Museums und für das Ehrenamt geplant.
Durch eine größere Dachneigung wird ganz oben ein neuer Raum für die Theaterpädagogik gewonnen. Dieser Raum öffnet sich nach draußen zu einer Dachterrasse mit Blick auf die Stadt Nienburg – ein Ort für alle, barrierefrei mit dem Aufzug erreichbar und für kleinere Veranstaltungen oder Events zu nutzen.
Statt der ursprünglich vorgesehenen Tiefgarage wird im Kellergeschoss eine Fahrradgarage eingerichtet, mit Fahrradstellplätzen und Ladestationen für Pedelecs. Diese Nutzungsänderung spart erhebliche Kosten und steht gleichzeitig für ein zukunftsweisendes Mobilitätskonzept. Im Kellergeschoss entstehen zudem die Toiletten für die Bibliothek. Die überarbeitete Planung erlaubt deren Nutzung durch die Öffentlichkeit, auch wenn die Bibliothek geschlossen ist.
Finanzierung durch Akquirierung von Fördermitteln
Mit Blick auf die Bedeutung des Projektes und das Kostenvolumen, lotete die Stadt Nienburg frühzeitig und intensiv Perspektiven für eine Förderung aus. Konstruktive Gespräche auf Landesebene, ob mit Ministerien oder dem Amt für regionale Landesentwicklung Leine-Weser (ARL), ergaben durchweg positive Rückmeldungen über das Projekt, insbesondere bezogen auf die sozialen Aspekte und die Schaffung eines nicht kommerziellen und nicht konfessionellen Ortes. Das Zukunftsforum der Niedersächsischen Landesregierung nannte das Projekt vorbildhaft und empfahl der Landesregierung, es im Rahmen der Städtebauförderung als identitätsstiftendes Beispiel für Klein- und Mittelstädte bekannt zu machen.
Im Zusammenspiel mit der Feststellung städtebaulicher und funktionaler Missstände im Kernbereich der Nienburger Altstadt wurde in der Folge ein Sanierungsgebiet mit der „Wissensburg“ als Schlüsselprojekt abgegrenzt und 2018 ein Antragsverfahren zur Aufnahme in die Städtebauförderung eingeleitet. Vorgeschaltet waren die Aufstellung eines „Integrierten Stadtentwicklungskonzeptes (ISEK)“ und eine Voruntersuchung (VU). 2019 wurde die Stadt Nienburg in das Städtebauförderprogramm des Niedersächsischen Ministeriums für Umwelt, Energie, Bauen und Klimaschutz aufgenommen, mit einer 2/3 Förderung von Bund und Land.
Die Kosten für den Kauf und Umbau des Gebäudes belaufen sich nach derzeitiger Kostenberechnung auf 11,9 Millionen Euro. Die seit der Planung 2015 gestiegenen Baukosten werden durch Einsparungen und Optimierungen der aktuellen Planung aufgefangen. Städtebaufördermittel sowie finanzielle Mittel aus weiteren Fonds und die Erlöse für den Verkauf der durch das Projekt freiwerdenden städtischen Bestandsimmobilien eingerechnet, verbleiben der Stadt Nienburg noch Kosten im deutlich unteren siebenstelligen Bereich..